Projekt 2010
Promenadenkonzerte
31. Oktober 2010 Doppelkonzert mit der Stadtkapelle Radolfzell im Kultur- und Bürgerhaus Denzlingen
Blasmusik einmal ganz anders gab es im Bürgerhaus Denzlingen vom Sinfonischen Blasorchester Freiburg gemeinsam im Doppelkonzert mit der Stadtkapelle Radolfzell. Die beiden Dirigenten Jürgen Burmeister, Freiburg und Kuno Rauch aus Radolfzell hatten mit ihren Musikerinnen und Musikern Werke von Rimski-Korsakov, Tschaikowski, Chatchaturjan, Kalinnikov und Brodin im Repertoire und begeisterten mit meisterhafter Dynamik und Klangqualität.
Das Sinfonische Blasorchester Freiburg, seit 2002 unter der Leitung von Jürgen Burmeister, eröffnete mit dem Triumphmarsch aus Mlada. Die schlafende Schöne aus Dornröschen, die Symphonie Nr.1 von Kalinnikov und Teile der Bühnenmusik zur Witwe von Valencia gaben dem 1.Teil des Konzertabends einen dynamischen und kraftvollen Klangkörper, bewegend und voller brillianter Effekte. Nach den Polowetzer Tänze durfte das südbadische Auswahlorchester ohne eine Zugabe nicht von der Bühne.
Das Projekt- und Auswahlorchester hat wieder einmal Zeichen gesetzt und bewiesen, dass die Blasmusik sehr wohl zu anspruchsvoller klassischer Literatur geeignet ist. Eine bunte Mischung äußerst begabter Orchestermitglieder war auf der Konzertbühne zu sehen, die zum Teil schon sehr lange und kontinuierlich im Verbandsorchester mitwirken, aber auch Mitwirkende, die eigens aus Freude an diesem Konzertprogramm mitwirkten.
Der zweite Konzertteil der mehrfach prämierten Stadtkapelle Radolfzell hatte von Klassik über Jazzklängen und bewegenden Melodien für die Helden, die sich für andere Menschen einsetzen alles im Programm. Mit perfekter Dynamik, von zarten Soloklängen der Flöten bis hin zu einem homogenen und strahlenden Orchesterklang gab es eine knappe Stunde musikalische Leckerbissen, die von den Konzertgästen lange und freudig beklatscht wurden.
Sonja Lutz
Doppelkonzert mit der Stadtkapelle Radolfzell
Sonntag, 31.10.2010 / 18.00 Uhr / Kultur- und Bürgerhaus Denzlingen
Sinfonisches Blasorchester Freiburg |
Leitung Jürgen Burmeister |
Triumphmarsch aus Mlada | N. Rimsky-Korsakov |
Aus Symphonie Nr. 1: II. Satz | V. Kalinnikov |
Einleitung, Lied und Scherzo Aus der Bühnenmusik „Die Witwe von Valencia“ |
Aram Khachaturian |
Polowetzer Tänze | A. Borodin |
Walzer der schlafenden Schönen aus „Dornröschen" | P. I. Tschaikowsky |
Stadtkapelle Radolfzell |
Leitung Kuno Rauch |
Jubilee Overture | Philipp Sparke |
Songs of the West | Gustav Holst |
Bacchanale | Rolf Rudin |
Time to take back the Knights | Stephen Melillo |
Die Anfänge
Die Wurzeln der Sadtkapelle Radolfzell reichen bis ins Jahr 1772 zurück, in eine Zeit, in welcher Stadtpfeifer und Trommler das städtische Musikleben gestalteten. Bei verschiedensten Anlässen waren die Klänge der Musikanten zu hören, insbesondere auch beim Radolfzeller Hausherrenfest. Die Ausbildung der Musiker wurde von der Stadt bezuschusst.
Von einer vereinsmäßig organisierten Kapelle kann man ab dem Jahr 1812 sprechen, in dem im Zuge der Gründung eines Bürgercorps auch ein Musikzug gebildet wurde.
Die Gegenwart
Im Jahre 1964 übernimmt Heinrich Braun die Musikkapelle, die sich seit 1947 "Stadtkapelle Radolfzell" nennt. Er löst Helmut Weigel ab, von dem sich die Stadtkapelle wegen schwerwiegenden Differenzen mit einigen Musikern trennt. Heinrich Braun wird die Geschicke des Orchesters für die nächsten 36 Jahre lenken. Er führt die Stadtkapelle zu neuen musikalischen Höhenflügen und macht sie zu einem der besten Vereinsblasorchester in Deutschland. Drei Goldmedaillen beim WMC Kerkrade in der 1. Division und der Sieg beim Wettbewerb 1995 beim Bundesmusikfest in Münster sind nur einige der Erfolge seines musikalischen Schaffens.
Außerdem gründet Heinrich Braun das Jugendblasorchester Radolfzell, welches er mit dem gleichen Erfolg leitet. Gründungsmitglieder des ersten Jugendblasorchesters gehören heute zur Vorstandschaft der Stadtkapelle und zum musikalischen Stamm. Auch heute noch bezieht die Stadtkapelle seinen Nachwuchs aus dem JBO. Ebenfalls in die Ära Heinrich Braun fällt die Gründung und Entwicklung der Musikschule Radolfzell von der Bläserschule zur moderenen Musikschule mit vielfältigem Angebot.
Im Jahr 2000 übernimmt Ladislaus Vischi die Leitung der Musikschule, des Jugendblasorchesters und der Stadtkapelle. Er leitet die beiden Orchester mit Geschick und künstlerischem Feingefühl. Die Stadtkapelle Radolfzell erringt unter seiner Leitung im Jahr 2001 eine Silbermedaille in der Konzertwertung beim WMC in Kerkrade, außerdem eine Goldmedaille im "Festivalwettbewerb". Ein weiterer musikalischer Erfolg Vischis ist der Gesamtsieg beim CISM Wettbewerb 2002 in Goldach (CH).
Ladislaus Vischi ist auch Initiator des Marktplatzkonzertes, welches alljährlich unter dem Namen "Klassik am Marktplatz" (siehe Bild) stattfindet und bei dem die Stadtkapelle regelmäßig ein begeistertes Publikum hinterlässt.
Seit 2008 wird die Stadtkapelle von Kuno Rauch geleitet. Die jüngsten Erfolge der Stadtkapelle fanden im Jahre 2009 unter seiner Führung statt: beim Wertungsspiel in Überlingen am Bodensee errang die Stadtkapelle in der Höchststufe die Wertung: "mit hervorragendem Erfolg" und erreichte 97 von 100 Punkten. Beim Konzertwettbewerb 2010 in Interlaken (Schweiz) erreichte die Stadtkapelle 91 Punkte (von 100) und damit ein „Gold Diplom“.
Dirigent Kuno Rauch (* 1962) ist in Radolfzell geboren und aufgewachsen. 1971 bekam er seinen ersten Trompetenunterricht im Musikverein Markelfingen, später bei Heinrich Braun in Radolfzell und Prof. Horst Dieter Bolz in Trossingen.
Bereits im Jahr 1973 trat er in das Jugendblasorchester Radolfzell ein, 1975 war er erster Bundespreisträger beim Wettbewerb JUGEND MUSIZIERT mit einem Trompetenquartett. Im Jahr 1979 wechselte er als Trompeter in die Stadtkapelle Radolfzell. Zwischen 1975 und 1979 war er auch Mitglied des "Sinfonischen Blasorchesters der Musikschulen Baden-Württembergs" einem Vorläufer des heutigen Landesjugendblasorchesters. Nach Abitur und Bundeswehr begann Kuno Rauch 1985 eine Lehre als Orgelbauer in der Werkstatt "Mönch Orgelbau" in Überlingen/Bodensee. Im Beruf des Orgelbauers arbeitete er 17 Jahre lang. Seine Laufbahn als Dirigent begann 1997 mit der Übernahme des Musikvereins Böhringen, den er 9 Jahre lang leitete, zwei Jahre lang dirigierte er auch die dortige Jugendkapelle. Im gleichen Jahr begann Kuno Rauch eine nebenberufliche Ausbildung zum Blasorchesterdirigenten an der Bundesakademie in Trossingen (B-Schein) u.a. mit den Dozenten Michael Stecher und Felix Hauswirth, die er 1999 abschloss. In den Jahren 1999 -2006 übernahm er das "Bläservororchester der Musikschule Radolfzell". Einmal "angefressen" vom Dirigieren suchte er nach Weiterbildungsmöglichkeiten und begann im Jahr 2002 das Studium Blasorchesterdirektion an der Hochschule für Musik und Theater in Zürich, bei Hans-Peter Blaser, Abschluß mit "sehr gut" im Jahr 2006. Parallel zum Dirigierstudium begann er 2004 ein Trompetenstudium (Lehrdiplom) beim "Schweizerischen Musikpädagogischen Verband" (SMPV) ebenfalls in Zürich, bei Corrado Bossard im Hauptfach und Lukas Merki in der Fachdidaktik, welches er 2008 bzw. 2009 abschloss.
Kuno Rauch besuchte Meisterkurse für Dirigieren bei Jan Cober und Tim Reynish.
Außerdem belegte er zwei Semester lang die Kammermusikkurse für Barocktrompete bei Claude Rippas in Zürich.
Nach Abschluss des Dirigierstudiums nahm Kuno Rauch eine Stelle in Böblingen an, wo er von Januar 2007 bis April 2009 die Stadtkapelle Böblingen, das Jugendblasorchester und die Jugendkapelle leitete. Außerdem war er an der Musik- und Kunstschule Böblingen als Trompetenlehrer tätig. Seit 1999 auch Vizedirigent der Stadtkapelle Radolfzell, übernahm er das Orchester interimsmäßig im Jahr 2008, seit 2009 ist er fest als Dirigent der Stadtkapelle Radolfzell angestellt. Kuno Rauch leitet neben der Stadtkapelle Radolfzell seit 2005 auch den Musikverein Markelfingen.